Frauen in der IT #3: Irina Wendler

Im Video stellt sich Irina kurz vor und spricht mit Mandy, über ihren Werdegang und ihre Motivation als IT-Beraterin zu arbeiten.

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Treiber, Motivation und Gründe IT-Beraterin zu werden

Ein Beitrag von Irina Wendler

Ich möchte euch einen Einblick in meinen Werdegang zur IT-Beraterin geben, um zu zeigen, welche Einflussfaktoren bei mir eine Rolle gespielt haben.

Meine Mutter

Informatik hat mir in der Schule Spaß gemacht, aber auch nur bis zu einem gewissen Grad. Ich fand es damals (vor fast 15 Jahren) sehr spannend, was man mit Pascal-Programmen und Excel-Funktionen alles machen kann. In der 10. Klasse habe ich sogar an der Informatik-Olympiade teilgenommen, aber eher aus Langeweile. Ich wusste noch nicht, was ich später mal werden wollte – „nur“, dass ich Menschen gerne helfe. An Informatik habe ich nie gedacht.

Die ersten „Glöckchen“ läuteten, als ich meiner Mama bei der Arbeit zusah. Sie war und ist Schul- und Kindergartenpsychologin. Viele Aufgaben erledigte sie noch von Hand, obwohl vieles mit Excel viel schneller und einfacher ging. In diesem Moment hat sich bei mir der Gedanke fest verankert: „IT kann Menschen helfen, ihr Leben einfacher zu gestalten und mehr Zeit zu haben“.

Meine Professorinnen

Während des Studiums in Russland habe ich mich in meinen Projekten und Übungen noch häufig mit dem Thema „Arbeitsautomatisierung für Psychologinnen“ beschäftigt. Rückblickend würde ich sagen, dass meine Mutter mein erster „Antrieb“ war. Konkret mein Wunsch, ihr Leben zu verbessern.

Während meines Studiums hatte ich aber auch andere weibliche Vorbilder. Vor allem zwei Professorinnen haben mich sehr positiv geprägt. Ich hatte das Gefühl, dass sie alles wussten, sie konnten immer Beispiele mit direktem Bezug aus dem Leben für alles nennen. Ich mochte ihre Einstellung, dass es keine unlösbaren Aufgaben gibt, sondern, dass alles eine Frage der Zeit, des Wissens und der Kapazität ist.

Die eine Professorin befasste sich mit Datenbanken und VBA-basierte Erweiterungen für Excel und die andere mit Modul-Erweiterungen für das russische SAP Anlog - 1C sowie auch mit SQL Query.  Hinzu kommt, dass unser Dekan eine Frau war und mehr als die Hälfte unserer Studiengruppen waren „weiblich“ und obwohl am Ende einige ihr Studium abgebrochen oder das Fach gewechselt haben, war es immer noch fünfzig-fünfzig im Verhältnis.

Während meines Studiums war es mir wichtig, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. So habe ich 2013 ein Sommersemester an der HTW in Dresden verbracht. Die direkte Projektarbeit mit Unternehmen und die vielen praktischen Aufgaben haben mich sehr begeistert und ich habe mich entschieden, auch nach meinem Studium weitere Erfahrungen in Deutschland zu sammeln.

Meine Chefin

IT war bereits sehr tief in allen unseren täglichen Prozessen verankert und es war klar, dass sich hier noch viele Entwicklungen ergeben würden. So stand ich vor der Herausforderung: Was genau will ich machen?

Apps programmieren? Spiele entwickeln? Module für bestimmte Software erweitern? Netzwerke administrieren? Die Liste schien endlos.

Meinen ersten Versuch startete ich bei einer Web-Entwicklungsfirma, bei welcher ich ein Praktikum machte. Auch traf ich auf eine bemerkenswerte Frau – die Unternehmensgründerin. Also einen Mangel an starken Frauen im Berufsumfeld habe ich nie gespürt.

Ich konnte sogar schon damals spüren, dass sowohl meine Dekanin als auch meine Professorinnen und meine Chefin, viel anspruchsvoller waren als ihre männlichen Kollegen. Die Zusammenarbeit war sehr produktiv und das Lob meiner Chefin hat mich natürlich motiviert. Doch fehlte mir immer das direkte Kundenfeedback. Feedback von Menschen, denen deine Entwicklung nützt. Zu hören, dass alles noch besser funktioniert als gedacht und sie top zufrieden und dankbar sind und sich schon auf weitere gemeinsame Projekte freuen, ist für mich ein echtes „Dessert“.

Später hatte ich an einem IT-Consultant Workshop teilgenommen, der von Mitarbeiter*innen eines Beratungsunternehmens aus Berlin geleitet wurde.  Gleich beim ersten Treffen hatten sie uns eine Aufgabe gestellt, bei welcher wir ohne Hilfsmittel herausfinden sollten, wie viel Umsatz Daimler im PKW-Segment auf dem deutschen Markt macht. Meine Gruppe und ich waren sehr überrascht, dass wir bis auf ein paar Hundert richtig gelegen hatten. Stellt euch jetzt vor, was passiert, wenn man die modernen Mittel zur Analyse nutzt?  Außerdem hat mich das viele Reisen, die ständige Weiterentwicklung der Technologien und Zusammenhänge und die Vielfalt der Projekte begeistert.

Ich – die Beraterin

Nach dem Master habe ich eine Einstiegsposition gesucht und schnell gefunden. Meine damaligen Kriterien waren: Flexibilität (Arbeitszeit/Arbeitsort), interdisziplinäres Arbeiten, Reisemöglichkeiten, geführte Einarbeitung, d.h. Mentor-Mentee-Konzept und Entwicklungsmöglichkeiten. So habe ich meine Beraterlaufbahn bei ITARICON begonnen und entwickle sie bis heute mit ITARICON weiter.

Das Berufsfeld der Beraterin ist sehr interdisziplinär.  Ich bin „Diplomat“ und „Dolmetscher“ bei der Lösungsfindung in Kundenprojekten. Ich übersetze die „IT-Sprache“ in eine „menschliche“ Sprache, um Transparenz und Verständlichkeit zu schaffen. Klingt einfacher als es ist.  Ich bin froh, dass ich die Fremdsprachen, die ich gelernt habe, täglich im Arbeitskontext anwenden kann, da wir mit Entwickler*innen, Architekt*innen und Projektmanager*innen aus vielen Ländern zusammenarbeiten. Ich bin Analytikerin in der Anforderungsanalyse und Konzepterstellung. Meine persönlich größte Herausforderung ist es, die Position der Mentorin einzunehmen. Ohne Wissenstransfer und Informationsmanagement im Allgemeinen kann heute kaum noch ein Unternehmen funktionieren, aber einem Kollegen oder einer Kollegin den Weg zur Lösung zu erklären, ist manchmal schwierig. Vieles spielt sich im Kopf ab und Denkprozesse sind am schwierigsten zu beschreiben.

Ich würde nicht sagen, dass die Arbeit als IT-Consultant stressig ist, aber auf der anderen Seite fördert es meine Kreativität und Stressresistenz. Wenn man oft ungeplante Downtimes von Produktivsystemen oder schwierige Go-Lives erlebt hat, kann man nach einiger Zeit eher ruhig bleiben und mit kühlem Kopf die Fehlerursache und damit die passende Lösung schneller finden. Langweilig wird es nie. Durch die ständige Weiterentwicklung der IT lernt man neue Features, Technologien und deren Updates sowie deren Anwendung im aktuellen Arbeitskontext kennen. Dafür muss man auch die passende Motivation und Treiber haben. Meine Vorbilder, um mich weiterzuentwickeln, sind meine Kolleg*innen und auch meine Freundinnen, die ihre Karriere ebenfalls im IT-Umfeld aufbauen. Diese Menschen sind super kommunikativ, diskussionsfreudig, hilfsbereit und wissen, dass es keinen anderen Weg gibt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Außerdem sind sie kreativ, sportlich und haben gefühlt tausend Hobbys, für die sie auch noch Zeit finden. Ich vergesse aber nicht, dass ich meine Entwicklung am meisten selbst in der Hand habe, das hat für mich auch den Vorteil, dass ich das Tempo selbst bestimmen kann und worauf ich mich konzentriere.

Fazit

Während meines ganzen Lebens hatte ich genügend weibliche Vorbilder, die Führungspositionen innehatten, sehr charismatisch, klug und inspirierend waren. Dafür bin ich sehr dankbar.

Starke Frauen als Inspiration und Vorbilder im Leben zu haben, kann unglaublich wichtig sein, denn sie können dabei helfen, die eigenen Überzeugungen, Werte und Ziele zu formen und das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu stärken. Darüber hinaus tragen sie dazu bei, gesellschaftliche Stereotype und Erwartungen in Bezug auf Geschlechterrollen infrage zu stellen, fördern die Gleichstellung der Geschlechter und inspirieren andere Frauen, ihr Potenzial zu nutzen.


Vielen Dank, Irina!