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Helfer im Systemzoo

Am Abend wird Sachsens „Unternehmer des Jahres“ gekürt. Die SZ stellt die besten vor. Heute: Mit ITARICON hilft Daniel Kunze großen Konzernen, ihre IT-Landschaft besser zu strukturieren.

Im Nachhinein hat die Szene für Daniel Kunze fast etwas Romantisches. Am 1. Juli 2005 sitzt der damals 26-Jährige in einer überhitzten Dachgeschosswohnung. Die Freundin ist weg, die Einbauküche auch. Der schnelle Dienstwagen und der Dienst-Laptop sind passé. Kunze fährt den eigenen Rechner hoch und startet ins Abenteuer Selbstständigkeit. „Natürlich bin ich erst einmal voll ins Sommerloch gelaufen“, erzählt der Gründer und Chef der Dresdner Management- und IT-Beratung ITARICON. Doch das Bild vom armen Poeten in der Dachkammer, das der eloquente Manager malt, ist zumindest etwas schief. Erstens, weil der Diplom-Wirtschaftsinformatiker aus seiner Zeit bei der Porsche-IT-Beratungstochter MHP durchaus noch Rücklagen hatte. Zweitens, weil der Gründerkredit, den Kunze in Anspruch nahm, dabei half, mehr als nur das Sommerloch zu überbrücken.

Und drittens hatte der trainierte junge Mann klare Vorstellungen davon, was er wollte – und was eher nicht. Ein Praktikum im Rahmen des Studiums an der Dresdner Hochschule für Technik und Wirtschaft hatte ihn zur Unternehmensberatung Arthur Anderson geführt. Mit viel Hartnäckigkeit landete Kunze in der Strategieabteilung, in der Praktikanten nominell nicht vorgesehen waren. Der Lohn: Einige Monate war Kunze nun damit beschäftigt, für und mit einem Automobilhersteller die Einführung eines neuen Modells vorzubereiten. „Das Beraterleben an sich ist schon cool“, sagt Daniel Kunze. Auf die die Ellenbogen, Revierkämpfe und das Statusdenken, ohne die man in den großen Beratungen nicht auszukommen meint, kann er indes auch heute noch gut verzichten. Insofern ist es nur konsequent, dass seine eigenen Mitarbeiter montagmorgens auch mal zu dritt im Mittelklasse-Firmenkombi beim Kunden vorfahren. Und dass Kunze für das mittlerweile mehr als 60 Köpfe umfassende ITARICON-Team auf ein rollenbasiertes Führungsmodell statt streng autoritär-hierarchischer Strukturen setzt. Dahinter steckt mitnichten Altruismus: „Personalentwicklung ist für eine Beratung gleichzeitig Produktentwicklung“, sagt Kunze. Und schnell herauszufinden, „wer für welchen Job der Beste ist“, zählt der 33-Jährige zu einer seiner Begabungen.

Gleichzeitig ist ITARICON für den Firmengründer auch ein „Familiengeschäft“. Zum einen im Wortsinne: Kunzes Vater hält 49 Prozent der Anteile, seine Lebensgefährtin und seine Schwester sind auch im Unternehmen. Zudem hält eine von ITARICON finanzierte Stiftung mit ihrem Engagement für junge Familien und Kinderbetreuung auch das Andenken an seine im vergangenen Jahr verstorbene Mutter aufrecht. Zum anderen soll der gemeinsame Enthusiasmus für die Aufgabe und ein gutes Klima das Team binden – eher jedenfalls als die sehr üppigen Gehälter, die in anderen Beratungen zu verdienen sind. „Wir bezahlen schon gut“, betont Kunze, „aber eben nicht exorbitant.“

Gleichwohl ist dem ITARICON-Chef bewusst, dass der Erhalt dieses speziellen Klimas eine Herausforderung ist. Denn die Wachstumskurve – und der Weg zu einer „normalen“ Firma – ist denkbar steil. Allein im vergangenen Jahr ist das ITARICON-Team um 23 Mitarbeiter gewachsen, bis 2015 sollen es insgesamt 120 sein. Im Vergleich zu 2010 hat sich der Umsatz 2011 um mehr als 50 Prozent gesteigert, derzeit liegt er bei rund fünf Millionen Euro. Das Unternehmensergebnis legte sogar um 60 Prozent zu. Ein Teil dieses Geldes wird gleich wieder investiert: Belegte ITARICON im Bürowürfel direkt gegenüber dem Dresdner Hauptbahnhof zunächst rund 1000 Quadratmeter, es seit 2011 eine Etage mehr und damit die doppelte Fläche, die das Unternehmen angemietet hat.

Darin spiegelt sich auch ein Grundsatz Kunzes wider.: „Ich schaffe zunächst eine vernünftige Infrastruktur und fülle die dann mit Leben.“

Dazu gehören indes nicht nur Büroräume. Schon als Kunzes 2006 gegründete Firma noch SAPICON hieß, nicht einmal eine Handvoll Leute beschäftigte und der erste Computer-Server in der immer noch leeren Küche der Dachgeschosswohnung Platz fand, hatte der Unternehmer auf „klar definierte Prozesse“ Wert gelegt. Von der Ablage über Rechnungsstellung, Buchhaltung und Lohnabrechnung war jeder Ablauf von Anbeginn eindeutig geregelt. „Was bei drei, vier Rechnungen pro Monat vielleicht albern wirkt, erweist sich schnell als Vorteil wenn man rasant wächst“, betont Kunze. Und von rasantem Wachstum geht der ITARICON-Chef weiterhin aus. Schließlich hat sich die Firma eine Nische gesucht, die laut Kunze „vielleicht zwei Prozent“ des IT-Beratungsmarktes ausmacht, dafür aber umso lukrativer ist. Mit ihrem Fokus auf IT-Architektur und IT-Integration hilft ITARICON Konzernkunden dabei, den oft über Jahre gewachsenen und nicht selten von Abteilung zu Abteilung unterschiedlichen „Systemzoo“ zu strukturieren und interne Schnittstellen und Prozesse zu optimieren. „Das ist ein Aufgabenfeld, bei dem die Arbeit im Grunde nie ausgeht“, sagt Kunze lächelnd. Auf der ITARICON-Kundenliste sind unter anderem Siemens, Heineken, Volkswagen Financial Services, die Swisscom oder die Otto-Group zu finden. Zu den Systempartnern der IT-Beratung gehören unter anderem der Software-Spezialist SAP, bei dem Kunze 2004 auch seine Diplomarbeit schrieb, die Software AG und IBM. Von dieser Ballung prominenter Namen hätte der arme Poet in der Dachkammer wohl nicht einmal zu träumen gewagt.

„Neben dem wirtschaftlichen Erfolg stechen die mutige, entschlossene Firmengründung sowie die umsichtige, auch sozial nachhaltige Fortentwicklung der Firma heraus. Anerkennung findet auch, dass Daniel Kunze all seine Überzeugung mit so jungen Jahren konsequent umgesetzt hat.“
- Peter Kröger, Jurymitglied und Direktor der Sachsen-Bank

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Quelle: Sächsische Zeitung Dresden (67/71), S. 21

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